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Altersvorsorge: Frauen wollen Klartext

procontraonline – 08.08.2013 | von Cara Fritz


Frauen, die Frauen bei Vermögensaufbau und Altersvorsorge beraten. In Hamburg kommt das Konzept der FrauenFinanzGruppe gut an. Die Maklerfirma hat Zulauf – auch in der Finanzkrise und inzwischen auch von Männern.

Vernachlässigen Frauen ihre Altersvorsorge, wie eine Studie im Auftrag der R+V jüngst erst wieder nahe gelegt hat? – „Das glaube ich nicht. Viel eher, dass Frauen oft keine Lust auf dieses Thema haben, weil ihnen niemand Lust macht, ihre Altersvorsorge selber zu planen“, antwortet Versicherungs- und Finanzmaklerin Nathalie Aulbach (Foto) von der FrauenFinanzGruppe, Hamburg.

Das Maklerunternehmen hat sich schon mit Gründung 1989 durch Susanne Kazemieh, die die Firma bis heute führt, auf Vermögensaufbau und Alterssicherung von Frauen spezialisiert. Ausschließlich Fachfrauen – aus dem Bank- und Versicherungsbereich – kümmern sich dort um die Geldanlagen und Versicherungen der Kundinnen. „Wir brauchen dazu aber keine speziellen Frauenprodukte. Wir brauchen einfach eine Kommunikation auf Augenhöhe, und die muss bedarfsgerecht sein“, sagt Vizechefin Aulbach.

Dialog statt Monolog und ein positiver Zweck

Frauen, das ist ihre Erfahrung, mögen „Klartext“. Das heißt: „Wir schauen nicht zusammen stundenlang in irgendwelche Rechner, auf Tabellen oder Statistiken. – Wir reden, schauen erst mal, wie ‚tickt’ die andere? Dann, wie ist der Status quo, welche Wünsche hat diejenige – mittel- wie auch langfristig? Im Vordergrund steht nicht die Produktvermittlung, sondern die Beratung“. Natürlich geht es dabei zugleich konkret um harte Fakten: Risiken, Kosten, Rechte, Pflichten. „Das muss alles geklärt werden“, doch eben im Austausch. Das macht nach ihrer Einschätzung für Frauen den wesentlichen Unterschied etwa zur Bankberatung, „wo sich Berater vor allem oft gern selbst reden hören“.

Noch ein Spezifikum in der Beratung: Fast jede Frau möchte eine flexible Altersvorsorge, was mit heutigen Produkten auch möglich sei. Biografien heute sind durch viele Veränderungen – wie Umzüge, Auslandsaufenthalte und auch zwischenzeitliche Arbeitslosigkeit – geprägt, bei Frauen zusätzlich stark durch die Familie. Da sei es wichtig, dass man sich „nicht mit Verträgen knebelt“.
Sehr häufig nachgefragt wird bei den Hamburger Maklerinnen außerdem eine nachhaltige Altersvorsorge. „Frauen wollen ganz oft mit dem, was sie dann sparen, einen positiven Zweck erfüllen. Nicht nur für sich, sondern auch für andere“, erklärt Nathalie Aulbach. „Sie möchten, dass bei der Anlage auch ethische und ökologische Kriterien berücksichtigt werden“.

 

Seite 2: Vom kleinen bis zum großen Budget

Vom kleinen bis zum großen Budget

Zur Angebotspalette gehören auch die Klassiker Riester, Rürup und betriebliche Altersvorsorge. Es kann aber auch ein flexibler Sparplan sein. Hier „nichts zu verteufeln, aber auch nichts in den Himmel zu heben“, hält die Maklerin für entscheidend. „Das Angebot muss zum Bedarf und Budget passen.“
Wer kommt, hat in der Regel auch schon sein Budget abgesteckt. Und es kommen die Absolventin von der Universität genauso wie die junge Fachfrau, die gerade ihre Lehre abgeschlossen hat. Auch die vermögende Unternehmerin oder eine Erbin, Selbstständige, Freiberuflerinnen, Angestellte. „Letztendlich ein kompletter Querschnitt durch alle Gesellschaftsschichten – das ist das Schöne“, findet die Maklerin.

Bleiben Männer gänzlich außen vor? – „Durchaus nicht“, sagt sie. Mittlerweile sind rund 20 Prozent der Kundschaft Männer – Söhne und Schwiegersöhne, Ehepartner, Freunde der Kundinnen. „Manchmal schaut aber auch der eine oder andere einfach so herein, fragt, was wir anders machen. Und es gefällt ihm“, beschreibt die Maklerin den Werdegang. Gut aufgehoben fühlen sich nach ihren Worten diejenigen, die ein „deutliches offenes Gespräch schätzen, keine Verklausulierungen“. Teilweise kommen Männer auch, weil sie nachhaltig anlegen wollen – „es hat sich herumgesprochen, dass wir das gut können“.

Das Risiko wird eingekreist

Die Finanzkrise hat dem Unternehmen mit mittlerweile zwölf Mitarbeiterinnen in den letzten Jahren insgesamt „eher sogar noch Zulauf“ beschert, gerade weil viele Frauen verstehen möchten: Was passiert da überhaupt – und mit welche Konsequenzen für ihre Vorsorge? Wie kann man sich gut aufstellen, um da durchzukommen?

„Wenn Frauen sich mit dem Thema Geld beschäftigen – dann immer auch sehr sorgfältig mit dem Thema Risiko“, das ist über die Jahre eine grundsätzliche Beobachtung der Hamburger FrauenFinanzGruppe. „Und je mehr sie das tun, umso mehr schwinden auch Ängste. Und um so sinnvoller investieren sie“, sagt Finanzfachfrau Aulbach.

Auch in anderen Großstädten wie München oder Berlin gibt es nach ihrem Wissen spezialisierte Maklerinnen mit ähnlichem Ansatz. Man kennt und schätzt sich und sei froh darüber, dass inzwischen mehr Frauen in den Genuss einer auf sie ausgerichteten Vorsorgeberatung kommen. – Konkurrenzgefühle? – „Es gibt genug Frauen in Deutschland, die eher schlecht beraten sind oder gar nicht.“ – Genug Raum also, auch für neue Ideen.

Fotos: FrauenFinanzgruppe/Oliver Doll

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