Hamburg Woman

Puppentheater

Hamburg Woman – 08/2019 | von Susanne Kazemieh

Unsere Gastautorin Susanne Kazemieh war kürzlich in Monaco. Die Inhaberin der FrauenFinanzGruppe lässt uns hier teilhaben an dem, was ihr dort durch den Kopf gegangen ist.

Von Südfrankreich aus habe ich einen kleinen Abstecher nach Monaco gemacht. Hier flanieren die Herren im Ferrari und Maserati, die Damen auf High Heels.
Aufgespritzte Lippen, üppige Silikonbusen, falsche Wimpern und Schoßhündchen bestimmen das Bild. An der Bar warten drei Damen, die pure Freude verbreiten wollen, derweil sie sich die Zeit mit einem Gespritzten und jeder Menge Selfies vertreiben. Ich wende meinen Blick ab von den gekünstelten Schönheiten und schaue auf das schimmernde Meer. Welch eine Ruhe und Zuversicht es ausstrahlt!

Unweigerlich muss ich an das denken, was sich gegenüber der blauen Küste abspielt: Hunger, Elend und Krieg. Pure Verzweiflung. Ertrinken. Keine Hoffnung auf Besserung.
Und ich soll eine Kolumne abliefern zum Thema „Geld“. Soll ich den heutigen Fauxpas von Trump kommentieren? Oder die jüngste Peinlichkeit des neuen Inselclowns? Möchte jemand etwas lesen über die neuerlichen Zinssenkungen in den USA oder die mittlerweile auf minus 0,5 Prozent gefallene Rendite der 10-jährigen deutschen Bundesanleihen? Möchten Sie wissen, was eine Deutsche Bank oder ein Autokonzern nun wieder verbockt hat?

Ich glaube, wir alle haben gestrichen die Nase voll von einer Politik, die nur noch als Marionette des Kapitals dient. Warum nehmen wir uns nicht alle ein Beispiel an den Schülern und streiken jeden Freitag? Für den Klimaschutz, bezahlbaren Wohnraum, bessere Bildung und eine verlässliche Altersversorgung. Man darf ja mal fragen.

Ich bin zum Hafen gelaufen. Dort liegen sie – eine fetter als die andere – die Yachten der Immobilien- und Ölmagnaten. Und unweigerlich läuft ein Film vor meinen Augen ab: Sie fahren los, wie von Geisterhand gezogen, eine nach der anderen in Richtung Libyen. Wie eine Brillantkette schimmert die Parade auf dem blauen Meer. Gespannte Stille legt sich auf den Hafen von Monaco. Man darf ja mal träumen.

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