Hamburger Abendblatt

Nachhaltigkeit – ein Exkurs

Hamburger Abendblatt – Beilage Mein Geld – 26.02.2010 | von Nathalie Aulbach

Es war einmal ein Großgrundbesitzer, der seinen Untertanen die Vorgabe machte, nur so viele Bäume zu fällen, wie nachwachsen können. Der Überlieferung zufolge fand dies im 16. Jahrhundert statt, und ähnlich im 18. Jahrhundert, wobei hier erstmals in diesem Kontext das Wort „nachhaltend“ Erwähnung findet.

1987 schrieb sich die UN hierzu auf die Fahnen: „Entwicklung zukunftsfähig zu machen, heißt, dass die gegenwärtige Generation ihre Bedürfnisse befriedigt, ohne die Fähigkeit der zukünftigen Generation zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse befriedigen zu können.“

Gerne wird der Begriff „Nachhaltigkeit“ auch auf Vorstandsdiskussionen per Beamer an die Wand gemalt. Manchmal geht es dabei um Energieeffizienz der eigenen Produktion, manchmal aber auch um die Absegnung der nächsten Entlassungswelle zugunsten eines nachhaltigen erhalts des Unternehmens.

Nachhaltigkeit wird ganz individuell interpretiert– ungeachtet diverser „offizieller“ Definitionen. Einen eigenen Umgang mit seiner Definition von Nachhaltigkeit zu finden, muss einem jeden gestattet sein.

Doch was macht uns nun glauben, dass ein Mensch oder ein Unternehmen nachhaltig handelt?

Reicht eine ISO-Zertifizierung? Die Erstellung und Veröffentlichung eines jährlichen Umweltberichts?

Und wie glaubwürdig ist es, wenn das gleiche Unternehmen dann unter dem Deckmäntelchen des Shareholder-Values, gigantische Stellenabschreibungen plant oder Konzerndependancen in Niedriglohnländer verlegt?

Geht es dann um Nachhaltigkeit oder um Profit?

Trauen wir uns also mal an eine Neudefinition:

Nachhaltigkeit sollte der Apell eines jeden Menschen an sich selbst sein, behutsam mit sich, seiner Umwelt und seinen Mitmenschen umzugehen.

Ein Fan von Fast-Food-Produkten wird kein „Öko“, wenn er seine zahlreichen Tetrapacks im gelben Sack entsorgt, sondern dann, wenn er sich selbst gut versorgt. Damit reduziert er automatisch die Menge seines persönlichen Mülls. Dieses Beispiel lässt sich unendlich fortführen.

Oder nehmen wir die internetauftritte zahlloser Firmen. Es gibt inzwischen nahezu auf allen Seiten links zum Umweltmanagement, zur diesbezüglichen Philosophie des Unternehmens. Die Seite leuchtet uns auf dem Bildschirm in strahlendem Weiß entgegen. genauso wie jene Seiten, auf denen man sich zu alternativen Energielieferanten schlau machen kann. Was haben alle gemeinsam? Würden sie ihre Homepages mit einer dunklen Farbe hinterlegen, würde das sehr viel Energie einsparen. einer Studie
zufolge gar so viel, dass sich weltweit ganze Kraftwerke dafür ausschalten ließen.


Letztlich muss also Nachhaltigkeit die persönliche Verpflichtung eines jeden Menschen werden.

Dass man durch energieeffizientes Wirtschaften und einem fairen Umgang mit sich und seinen Mitmenschen langfristig erfolgreich sein kann, bezweifelt
fast niemand. Schön wäre es, wenn dieses Wissen nicht durch kurzfristige Jahresziele und legislaturperioden ad absurdum geführt würde.

Schön wäre es, wenn wir, die wir auch Anleger sind, solche Unternehmen, Aktionen und Fonds unterstützen, die unserer Rendite den Titel „nachhaltig erwirtschaftet“ verleihen.

Fühlt sich nicht nur gut an – entwickelt sich auch gut!

Artikel in der Abendlattbeilage Mein Geld

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